03.05.2008 Uhr
 
 Märkische Oderzeitung
 
Königlicher Besuch an der Oder

Am Vortag Potsdam, der Cecilienhof, jetzt Frankfurt und dann noch das Schloss Neuhardenberg. Das ist der Tourenplan für René Schreiber. Der 39-Jährige “chauffiert” den Herzog und seine Begleiter mit dem Mercedes-Bus. “Für ihren Adelsstand sind sie sehr nett, überhaupt nicht abgehoben. Und sie sind aufgeschlossen”, erzählt der gebürtige Usedomer, der sechs Jahre bei Audi in Ingolstadt gearbeitet hat. “Grüß Gott” und “Habe die Ehre” kennt er noch aus dieser Zeit in Bayern. “So konnte ich vernünftig Grüßen”, sagt Schreiber, der vor dem Uni-Gebäude geduldig wartet, während drinnen im Senatssaal Alexander von Brünneck, der auch knapp zwei Jahre nach seinem Abschied noch Vorlesungen in Frankfurt gibt, einen Vortrag über Lehre und Forschung an der Viadrina hält. Gemeinsam mit Krzysztof Wojciechowski, dem Leiter des Collegium Polonicum, zeichnet er ein lebendiges Bild vom Verhältnis der Deutschen und Polen in und außerhalb der Stiftungsuniversität - was ihre interessierten Zuhörer sichtlich beeindruckt.

Von Brünneck, hält den Besuch für wichtig, “weil er Verständnis für die Viadrina weckt, mittelfristig vielleicht Hilfe und Unterstützung möglich macht”. Für die Bayern, sagt er, sei Brandenburg weit weg, die hiesigen Probleme nicht bekannt oder nicht nachvollziehbar. Für Herzog Franz von Bayern war dies offenbar auch der Grund, die Reise zu organisieren, an der nicht nur seine beiden Schwestern und andere Adelige, sondern auch ehemalige Staatsminister, Botschafter und Banker teilnehmen - die allesamt tags zuvor auch Ministerpräsident Matthias Platzeck getroffen haben. “Es sind zu wenig, die hier in die Gegend kommen”, weiß seine Königliche Hoheit, der den Kontakt zu interessanten Leuten und Institutionen sucht. Die Viadrina bezeichnet er als “ungeheuer wichtiges Projekt” mit beeindruckender Entwicklung. “So etwas anzugehen, braucht viel Mut.”

Von Zuversicht ist auch im Anschluss in der Sakristei der Marienkirche die Rede, wo MOZ-Chefredakteur Frank Mangelsdorf und OB Martin Patzelt zwar auf die Schwierigkeiten Frankfurts - Abwanderung, Wohnungsleerstand, Überalterung - hinweisen, aber auch auf neu angesiedelte Solarindustrie und sinkende Arbeitslosenzahlen - und nicht zuletzt auf die Uni, mit der sich Frankfurt in aller Welt einen Namen macht.

Auf die Frage eines Besuchers, wie es denn um die Produktivität stehe, nennt Patzelt das Brauhaus als eine Erfolgsgeschichte. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass das meiste Weißbier, das in Bayern getrunken werde, aus Frankfurt komme. Was bei den weit gereisten Gästen für einen weiteren Aha-Effekt sorgt. Dem Herzog gefällt´s. Er kann sich einen neuerlichen Besuch an der Oder vorstellen.

Gefragte Gesprächspartnerin: Restauratorin Sandra Meinung (3.v.l.) brachte den Besuchern, unter ihnen auch der ehemalige Herausgeber der Märkische Oderzeitung Claus Detjen (2.v.r.), die Geschichte der gläsernen Bilderbibel von St. Marien nahe.
 
 
   
 

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